Wichlinghofer Schnadegang

Wir haben in Wichlinghofen eine alte Tradition neu belebt: den Schnadegang!

 

Der Schnadegang, ein uraltes westfälisches Brauchtum, ist ein faszinierendes Ritual, das tief in der ländlichen Kultur verankert ist. Ursprünglich diente der Schnadegang der Grenzbegehung, um die Markierungen der Gemeinde zu überprüfen und im kollektiven Gedächtnis zu verankern. Diese Tradition hat in vielen Dörfern Westfalens überlebt und wird heute als wertvolles Kulturerbe gefeiert.

 

Die Ursprünge des Schnadegangs reichen bis ins Mittelalter zurück. Damals gab es keine präzisen Landkarten, und die genaue Kenntnis der Gemeindegrenzen war von großer Bedeutung. Der Schnadegang war ein jährliches Ereignis, bei dem die Dorfbewohner, oft angeführt von den Schöffen und dem Bürgermeister, die Grenzsteine abgingen. Dies war eine Gelegenheit, Streitigkeiten über Grenzverläufe zu klären und sicherzustellen, dass die Grenzen unberührt blieben.

 

Der Begriff „Schnade“ leitet sich vom mittelhochdeutschen Wort „Snade“ ab, was Grenze bedeutet. Das Ritual diente auch dazu, jüngeren Generationen die Grenzen der Gemeinde einzuprägen. Hierbei wurden sie symbolisch getauft oder „geschandelt“, indem sie an den Grenzsteinen festgehalten und in den Bach geworfen oder mit Schmutz bedeckt wurden. Dieses humorvolle, aber prägende Erlebnis half, die Grenzen fest im Gedächtnis zu verankern.

 

Der Schnadegang ist mehr als nur eine historische Übung. Er ist ein lebendiges Symbol für Gemeinschaft und Zusammenhalt. Die Vorbereitung und Durchführung des Schnadegangs erfordert die Zusammenarbeit vieler Dorfbewohner. Es werden oft Wochen im Voraus Vorbereitungen getroffen, um die Route festzulegen, die Grenzsteine zu überprüfen und das Fest zu organisieren.

 

Nach dem Marsch kehren die Teilnehmer in der Regel zu einem Festplatz zurück, wo ein großes Dorffest stattfindet. Hier gibt es regionale Spezialitäten, Musik, Tanz und zahlreiche Aktivitäten für Jung und Alt. Das Fest stärkt das Gemeinschaftsgefühl und bietet eine Gelegenheit, alte Freundschaften zu pflegen und neue zu knüpfen.

 

Der Schnadegang ist ein lebendiges Beispiel dafür, wie Traditionen bewahrt und gleichzeitig an moderne Gegebenheiten angepasst werden können. Er erinnert uns daran, dass unsere Geschichte und Kultur wertvolle Teile unserer Identität sind, die es zu pflegen und zu feiern gilt. Der Schnadegang schafft eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart und stärkt das Gefühl der Zugehörigkeit und des Zusammenhalts in der Gemeinschaft.